Uedem/Niederrhein Zusammen mit dem Zentrum Luftoperationen der Bundeswehr in Kalkar hatte Mike Urban, Deutsche Atlantische Gesellschaft (DAG) zur abschließenden Veranstaltung der gemeinsamen Wintervortragsreihe 2022/23 ins Uedemer Bürgerhaus eingeladen.
Die ca. 300 Gäste erwartete ein dann doch etwas aus der Reihe tanzender Vortrag zum Thema „Dimension Weltraum – Chancen, Risiken, Bedrohungen“. Generalleutnant Thorsten Poschwatta begrüßte unter den vielen Gästen besonders die zahlreich erschienen Bürgermeister und ehemaligen Soldaten des Standortes, die teilweise eine lange Anreise auf sich genommen hatten, um diese Informationsveranstaltung zu besuchen. Neu war auch der Austragungsort. Bürgermeister Rainer Weber hatte das Bürgerhaus angeboten, weil das neu aufgestellte Weltraumkommando in Uedem seine Heimat bezogen hat. Generalleutnant Poschwatta stellte den zivilen Leiter des Weltraumlagezentrums, Dr. Gerald Braun und den Kommandeur des Weltraumkommandos, Generalmajor Michael Traut kurz vor und übergab das Mikrofon für eine aus erklärten Bildern, Filmsequenzen und rechnergestützten Bahnverfolgungsvisualisierungen bestehende multimediale Präsentation. Allein die Dimension des Weltraums machte eine bildunterstützte Darstellung notwendig, will man die Geschwindigkeiten und Entfernungen überhaupt verstehen. Wenn sich Objekte im Raum mit einer Geschwindigkeit von 7,5 km pro Sekunde bewegen, ist ihre Größe kaum mehr relevant. Eine Kollision hätte verheerende Folgen. So ist es auch eine Aufgabe des Weltraumlagezentrums, eigene Satelliten im Orbit vor diesen Weltraumschrottobjekten zu schützen. Dies erfordert mitunter Ausweichmanöver, die wiederum Treibstoff kosten und dadurch die Verweilzeit im Raum verringern. Die oft zitierten „unendlichen Weiten…“ schrumpfen allein durch die Menge des Weltraumschrotts, der in der erdnahen Umlaufbahn auf bis zu eine Million Teile geschätzt wird.Eine bildliche Aufstellung machte deutlich, wie sehr wir mittlerweile von den verschiedenen weltraumgestützten Dienstleistungen abhängig sind. Keine Geldabhebung am Bankautomat ohne eine weltraumgestützte Zeitsynchronisation der Ausgabegeräte. Viele weitere Beispiele ließen die Zuhörer diesen Grad der Abhängigkeit erkennen. Ein weiterer Aspekt des Vortrages war die Darstellung der internationalen Zusammenarbeit. Eine Handvoll Nationen haben die Notwendigkeit erkannt, durch eigene Kräfte ihre Ressourcen im Orbit zu schützen. Deutschland reiht sich hier folgerichtig ein und hat mit seinem Weltraumkommando in Uedem am Niederrhein die strukturellen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen. Ein Mangel bleibt, gibt Generalmajor Traut sorgenvoll bekannt, es gibt kein verbindliches Regelwerk für die Weltraumnutzung. Vieles, was heute gemacht wird, geschieht auf Eigenverpflichtung. Die anschließende Diskussionsrunde spiegelte diesen Schwerpunkt des Vortrages durch die Vielzahl der Fragen wider. Besonders die Schüler des Collegium Augustinianum Gaesdonck machten sich offensichtlich Sorgen über die schier unvorstellbar große Menge an Weltraumschrott und wollten wissen, ob es denn nicht geeignete Verfahren gäbe, dieser Bedrohung Herr zu werden. Leider, so Dr. Gerald Braun, wird dies aus Kosten/Effizienzgründen wohl eher nicht gelingen. Nach beinahe 2 Stunden intensiver Beschäftigung mit der Thematik Weltraum wurden die Gespräche in kleinen Runden an der gemütlichen Bar des Bürgerhauses fortgeführt.